Der Liebhaber wurde ihr zum Verhängnis
Therese Krones war die berühmteste Schauspielerin im Wien der Biedermeierzeit. Doch ein Kriminalfall beendete abrupt ihre Karriere.
Text: Bernhard Odehnal

Sie hätte sich wahrlich ein schöneres Andenken verdient. Denn der „Therese-Krones-Park“ ist in Wahrheit kein Park, sondern eine Garagenabfahrt mit etwas Grün rundherum, das noch dazu eingezäunt ist. Kein Ort, der zum Verweilen einlädt.
Immerhin: Dieser Nicht-Ort liegt zumindest gegenüber des Galaxy-Tower an der Praterstraße. Und dort stand einst das Leopoldstädter Theater, in dem Krones ihre ersten sowie größten Erfolge feierte.
Auf der Bühne mit Raimund
Krones wurde im damals zu Österreich gehörenden Teil Schlesiens in eine Familie von Schauspielern geboren und stand mit fünfJahren zum ersten Mal auf der Bühne. In Wien kam sie mit 20 Jahren ans Leopoldstädter Theater und wurde schnell zu einer Berühmtheit. Der Dichter Ferdinand Raimund war ihr Förderer und Bühnenpartner, berühmte Maler wie Ferdinand Waldmüller und Josef Kriehuber malten ihr Portrait.
Doch dann tauchte Name Therese Krone auf einmal nicht mehr auf den Feuillton-Seiten, sondern bei der Kriminalchronik der Zeitungen auf. Schuld daran war ihr Liebhaber, ein polnischer Adeliger namens Severin von Jaroszynski. Der kam zwar aus gutem Haus, lebte aber deutlich über seine Verhältnisse und häufte einen riesigen Schuldenberg an.
Mord am Mathematik-Professor
Um wieder zu Geld zu kommen, erschlich sich Jaroszynski das Vertrauen seines ehemaligen Mathematik-Professors und besuchte ihn unter einem Vorwand zu Hause. Als der Professor den Safe mit seinen Wertpapieren öffnete, erstach ihn Jaroszynski, nahm die Papiere an sich und verkaufte sie schnell bei einem Hehler.
Besonders geschickt stellte sich der Pole dabei allerdings nicht an. Bereits vier Tage nach dem Verbrechen im Februar 1827 verhaftete ihn die Polizei. Und zwar ausgerechnet auf einem Festbankett, das Jaroszynski anlässlich seiner geplanten Abreise aus Wien gab. Auch seine Geliebte Therese Krones war bei diesem Fest anwesend.
Hinrichtung in Favoriten
Jaroszynski wurde im August desselben Jahres bei der Spinnerin am Kreuz im heutigen Favoriten hingerichtet. Angeblich strömten an diesem Tag über 100.000 Menschen zum Hinrichtungsplatz. Das goldene Wienerherz wollte halt wieder einmal ein wenig Spaß haben.
Therese Krones aber fiel in gesellschaftliche Ungnade. Sie wurde gemieden und wollte ins Kloster gehen. Ferdinand Raimund überredete sie, doch wieder aufzutreten. An ihre früheren Erfolge konnte sie aber nicht mehr anknüpfen. Krones starb 1830 mit 29 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit.

An Stelle des Leopoldstädter Theaters baute Theaterdirektor Carl Carl 1847 sein „Carl-Theater“, das zur Legende wurde. Nach Bombenschäden wurde es Anfang der 1950er Jahre abgebrochen und durch einen Bürobau ersetzt. Die Zeit der Praterstraße als Kulturmeile war damit endgültig vorbei.
In den 1930er Jahren wurde nach der so früh verstorbenen Schauspielerin die Kronesgasse in Döbling benannt. Die begrünte Garagenabfahrt in der Leopoldstadt heißt erst seit 2003 „Therese-Krones-Park“.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.