Atelier Augarten: Ein Auftakt, aber kein Programm
Zum ersten Mal seit Jahren fand in der ehemaligen Künstlerwerkstatt im Augarten wieder eine Veranstaltung statt. Zum angekündigten „Kulturhotspot“ gibt es aber immer noch keine genaueren Informationen.
Text und Fotos: Bernhard Odehnal

„Willkommen in der Wüste“, sagt die Moderatorin. Und die Begrüßung passt nicht nur zur Veranstaltung. Sie passt zum Raum. Die „Wandelhalle“ genannte ehemalige Bildhauerwerkstatt im Atelier Augarten ist riesig und leer.
An diesem Abend hängen an den Wänden dazu noch Fotos aus der algerischen Wüste. In einer Ecke serviert ein Mann auf dem mit Teppichen ausgelegen Boden Fladenbrot mit Humus und Oliven, vis-a-vis legt ein DJ Wüstenmusik auf. In diesem Rahmen präsentiert die in der Leopoldstadt lebende Fotografin Barbara Seyr „Die letzte Wüste“ – ein Bildband von einer Reise durch die algerische Wüste mit Texten des Schriftstellers Raoul Schrott.
Spinnweben und bröckelnder Putz
Im selben Raum präsentierte vor einem halben Jahr Burghauptmann Reinhold Sahl einen künstlerischen Beirat unter Leitung von Danielle Spera, der 2025 aus dem lange leer stehenden Gebäudekomplex im Augarten einen „Kulturhotspot“ machen sollte (Zwischenbrücken berichtete).
Die Buchpräsentation von Barbara Seyr ist die Auftaktveranstaltung dieser künstlerischen Wiederbelebung des Atelier Augarten. Doch weder der Burghauptmann noch Danielle Spera noch die anderen Mitglieder ihres Beirats sind gekommen. Die Burghauptmannschaft verlangt zwar nach eigener Darstellung einen „geringen, pauschalierten Betrag inklusive Betriebskosten“ für die Benutzung der Wandelhalle. Die Behörde hat sich aber nicht einmal die Mühe gemacht, den Raum zu putzen. Der Eingang ist voller Laub und Spinnweben, beim Gang zu den Toiletten fällt der Putz von der Wand.
Einfache Einreichung
Barbara Seyr findet den Raum trotzdem „toll“. Sie habe beim Joggen durch den Augarten immer davon geträumt, hier Fotos auszustellen, sagt die Leopoldstädterin. Dann habe sie an die Burghauptmannschaft geschrieben und ihr Projekt beim Beirat eingereicht, „das war eigentlich total einfach“. Freilich hat sie den Raum auch nur für einen Abend gemietet. Was danach kommt? „Wer weiß“, sagt Seyr.

Was danach kommt, weiß offenbar auch die Burghauptmannschaft noch nicht. Laut ihrer Webseite ist für Ende Mai bis Ende Juni eine Ausstellung der Fotoklasse der Angewandten geplant und für September ein Projekt mit dem Titel: „The Future of Demonstration: Season 5. Re-Entangeling Encounters.“ Was sich dahinter verbirgt, bleibt der Phantasie des Publikums überlassen. Eine Erklärung dazu fehlt.
Was ebenfalls fehlt, ist ein Programm für die Sommermonate Juli und August. „Informationen folgen in Kürze“ heißt es dazu lapidar auf der Homepage der Burghauptmannschaft.
Musik und angeregte Gespräche
Dabei zeigt dieser erste Abend, wie wichtig es wäre, das Atelier Augarten zu neuem Leben zu erwecken. Wie anders dieses verwunschene Ecke des Augarten gleich wirkt, wenn im und vor der Halle tatsächlich Menschen wandeln, wenn zwischen den alten Mauern und Säulen wieder angeregte Gespräche stattfinden. Wie sehr auch die Burghauptmannschaft als Vertreterin des Bundes daran interessiert ist, bleibt offen. Bei der Auftaktveranstaltung war niemand da, den man dazu fragen konnte.
Fotografin Barbara Seyr fände es toll, wenn das Atelier Augarten wieder ganzjährig zur Verfügung stehen könnte. Für Ausstellungen und künstlerische Aktionen. Nicht aber „für laute Events wie am Donaukanal. Das würde hier nicht passen.“
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.