Seit über einem Jahr zuckelt die Bim mit 10km/h durch die Straße beim Augarten. Wann werden die kaputten Schienen endlich repariert?
Text: Bernhard Odehnal

Die Rauscherstraße in der Brigittenau: Ein schnurgerader Straßenzug, nur eine Ampel, niemals Staus. Wer hier fährt, ist flott unterwegs. Egal ob mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter. Nur ein Verkehrsmittel ist hier besonders langsam: Die Straßenbahn.
Von Joggern überholt
Höchstens 25 km/h darf die Linie 5 in der gesamten Rauscherstraße fahren. In Fahrtrichtung Westbahnhof müssen die Züge sogar ihre Geschwindigkeit auf 10 km/h drosseln. Im Schneckentempo nähern sie sich der Haltestelle „Rauscherstraße“ an, werden dabei von Fahrrädern oder Scootern überholt. Selbst Jogger, die von ihren Runden im Augarten kommend nach Hause laufen, sind schneller als die Bim.
Seit über einem Jahr zuckelt der 5er so gemächlich durch die Brigittenauer Straße. Grund für die sogenannte „Langsamfahrstelle“ ist laut Wiener Linien die Abnutzung der Gleise. Dass solche Mängel im Schienennetz immer häufiger auftreten und dann lange nicht repariert werden, kritisierte der Wiener Rechnungshof schon in seinem vor einem Jahr veröffentlichten Kontrollbericht über die Wiener Linien. Im Zeitraum von 2017 bis 2023 habe sich die Anzahl der Langsamfahrstellen der Straßenbahn von 49 auf 147 verdreifacht, heißt es darin.
Gleisbauoffensive?
2023 bekamen die Wiener Linien mit Alexandra Reinagl eine neue Geschäftsführerin, die sich nun bemüht, das unter ihrem Vorgänger vernachlässigte Schienennetz der Straßenbahn auf Vordermann zu bringen. Doch die Gleisbauoffensive „Netz erst recht“ hat in letzter Zeit wieder an Tempo verloren. Selbst auf der Ringstraße können drei Straßenbahnlinien auf einem Abschnitt nur mit 15 km/h fahren.
Auch in der Brigittenau gibt es weitere Stellen, wo die Straßenbahn kaum schneller als Schritttempo fährt. Auf dem Höchstädtplatz etwa, wo die Linien 2, 12 und 31 die große Kreuzung nur mit 10km/h queren dürfen.

Bisher war auch der Gaußplatz eine solche Problemstelle, aber dort werden aktuell die Gleise saniert. Beim Programm „Netz erst recht“ werde das gesamte Straßenbahnnetz betrachtet und dort modernisiert, wo es am dringendsten erforderlich sei sowie den größten Nutzen für die Fahrgäste bringe, erklärt die Pressestelle der Wiener Linien.
„Langfristige Sanierungsplanung“
Und wann wird die Langsamfahrt der Linie 5 in der Rauscherstraße ein Ende haben? Der genannte Bereich sei „Teil unserer langfristigen Sanierungsplanung“, antworten die Wiener Linien. Einen konkreten Zeitpunkt nennen sie nicht.
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Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.






