Der Umbau des Atelier Augarten sei auf Schiene und werde im ersten Quartal 2026 beginnen, sagt Burghauptmann Reinhold Sahl. Er verspricht ein vielseitig nutzbares Areal für Kultur und Wissenschaft.
Interview: Bernhard Odehnal

Zum ersten Mal seit mehreren Jahren gab es diesen Sommer im Atelier Augarten wieder kulturelle Veranstaltungen sowie einen Gastronomie-Betrieb. Dass der Betrieb nicht ganz reibungslos anlief, darüber hat „Zwischenbrücken“ im Frühjahr berichtet. Im kommenden Jahr wird die ehemalige Werkstatt und das Wohnhaus des Bildhauers Gustinus Ambrosi abermals gesperrt und komplett umgebaut (auch darüber haben wir berichtet). Der für die Gebäude im Augarten zuständige Burghauptmann Reinhold Sahl erklärt nun im Interview die Umbaupläne und die Zukunft des Ateliers.
Zwischenbrücken: Wie ist der Sommer im Atelier Augarten gelaufen?
Reinhold Sahl: Unsere Zwischenbilanz ist durchaus positiv. Es gibt das, was wir uns gewünscht haben: Ein buntes Programm. Der Versuch, den Ort auf zwei Ebenen zu bespielen hat gut funktioniert und es gab keine Probleme mit Anrainern.
Als Besucher hatte ich den Eindruck, dass der Schwerpunkt in den Sommermonaten auf der Gastronomie lag, nicht auf der Kultur?
Der Eindruck kann im Sommer entstehen, weil die Gastronomie dauerhaft sichtbar ist. Ab Herbst ändert sich das wieder. Aber beides gehört zusammen. Oft kommen Leute wegen der Gastronomie und erleben dadurch Kultur – oder umgekehrt. Das ist ja kein Nachteil.
Laufende Verfahren, geheime Kosten
Wie geht es mit dem Atelier Augarten jetzt weiter?
Wir bespielen das Haus so lange, bis die Sanierung beginnt. Geplant ist der Baustart im ersten Quartal 2026. Es laufen noch Verfahren, die wir nicht beeinflussen können. Nach der Sanierung können wir voll starten.
Was fehlt Ihnen noch?
Es geht nicht mehr um Grundsatzfragen, sondern um Details. Der Baubescheid liegt vor, wir haben einen Generalplaner und das Projekt ist durchfinanziert.
Wie viel wird der Umbau kosten?
Das können wir derzeit nicht kommunizieren, weiljetzt noch Vergabeverfahren abgewickelt werden. Würde ich jetzt sagen, wie viel Geld zur Verfügung steht, würde sich der Markt danach richten und das Verfahren manipuliert werden. Zudem wollen wir ja Steuergeld sparen. Selbstverständlich werden aber, sobald dies möglich ist, alle Kosten transparent gemacht.
Sorgen um Öffnung des Areals
Der Umbau soll etwa zwei Jahre dauern. Wir das Areal rund um das Atelier in dieser Zeit für Besucherinnen und Besucher offen bleiben?
Wir versuchen, die Wege offen zu halten. Aber das hängt von der Sicherheitstechnik ab und wird in der Detailplanung entschieden.
Apropos sparen von Steuergeld: Das Atelier Augarten wurde erst vor 25 Jahren komplett umgebaut. Warum jetzt wieder?
Die Bausubstanz ist intakt, aber die ganze Haustechnik – Heizung, Kühlung, Elektro – hat halt nur eine Lebensdauer von rund 15 Jahren. Außerdem wollen wir eine barrierefreie Infrastruktur schaffen und für flexible Bespielbarkeit sorgen. All das ist derzeit nicht möglich.

Wie soll das Atelier Augarten nach dem Umbau idealerweise funktionieren?
Als vielseitig nutzbares Areal für Kultur und Wissenschaft – mit parallelen Veranstaltungen, für junge wie ältere Zielgruppen. Mit Theater, Musik, Ausstellungen, Vorträgen. Vereine und kleine Institutionen sollen auch kleinere Einheiten mieten können, damit es leistbar bleibt.
Wer entscheidet über die Programmgestaltung?
Inhaltlich entscheidet ein Expertengremium, das für einen guten Mix sorgt. Die Burghauptmannschaft übernimmt die formalen und technischen Fragen. Wir haben dieses Modell bereits mit einem Kuratorium unter Danielle Spera getestet. Das wollen wir grundsätzlich so beibehalten.
Grenzen der Gastronomie
Und die Gastronomie?
Sie bleibt ein wichtiger Bestandteil, aber in klaren Grenzen.
Aber sie wird doch deutlich größer. Anrainer befürchten deshalb Lärm- und Geruchsbelästigung nach dem Umbau.
Event- und Nachtgastronomie wird es im Atelier Augarten nicht geben. Die Sperrzeiten sind fixiert, um Lärmbelästigung zu vermeiden. Am Abend darf nicht zu lange geöffnet sein. Und unter Tags wird es keine lärmende Gastronomie geben, wie es sie schon bei der Porzellanmanufaktur oder in der Bunkerei gibt. Gastronomie ist schon wichtig, weil das Konzept dadurch finanziert werden kann und somit zur Aufrechterhaltung des Kunstprojekts beigträgt.

Das Atelier Augarten wurde von der Republik in den 1950er Jahren eigens für den Bildhauer Gustinus Ambrosi gebaut. Der hatte sich zuvor mehreren faschistischen Regimes angedient. Wird seine Geschichte nach dem Umbau irgendwie thematisiert?
Das ist nicht geplant. Wir haben vom bislang letzten Mieter – dem Belvedere – ein leeres Museum zurückbekommen. Ambrosis Werke wurden mitgenommen und fallen auch nicht in die Zuständigkeit der Burghauptmannschaft Österreich.
Verschwundene Skulpturen
Wo sind die Werke jetzt? Und wem gehören sie eigentlich?
Verantwortlich für die Sammlung war die Galerie Belvedere, wo die Werke jetzt sind, weiß ich nicht. Als Burghauptmann habe ich eine leere Halle zurückbekommen. Die ist jetzt für unsere Projekte bespielbar.
Die Burghauptmannschaft ist für alle Gebäude im Augarten, die Bundesgärten sind für die Grünflächen zuständig. Und eine Abteilung des Bildungsministeriums für die Sportplätze. Als Außenstehender hat man den Eindruck, dass diese Stellen ihre Aktivitäten kaum koordinieren.
Es gibt regelmäßige Abstimmungen zwischen Burghauptmannschaft, Bundesgärten, Porzellanmanufaktur und anderen. Jeder hat seine Aufgaben und wir reden uns durchaus mehrmals im Jahr zusammen: Wer macht was und vor allem, wann. Ich sehe keinen Grund, die Strukturen zu ändern. Weil sie funktionieren.
Ich höre immer wieder Beschwerden von Besucherinnen und Besuchern des Augarten, dass sowohl die Bundesgärten als auch die Burghauptmannschaft keine Antworten auf Fragen gibt und zu wenig über Bauvorhaben informiert.
Die Burghauptmannschaft Österreich ist gut erreichbar und wir führen regelmäßige Gespräche. Aber wir überlegen auch, wie wir die Information vor Ort verbessern können, etwa durch Bautafeln. Gerade beim Atelier Augarten wollen wir die Kommunikation deutlich verstärken.

Der Augarten wird immer beliebter, im Sommer sind die Liegewiesen voll. Sehen Sie die Gefahr der Übernutzung?
Der Park ist groß und kann viel. Derzeit sehe ich keine Überlastung. Wir werden sehen, wie sich die Nutzung weiterentwickelt, wenn der neue Stadtteil am Areal des alten Nordwestbahnhof gebaut wird. Prognosen sind jedoch schwer.
Konflikte gibt es immer wieder, vor allem Hundebesitzern, aber auch mit Radfahrenden. Bräuchte es Parkwächter, um Ordnung zu halten?
Die gab es schon eine Zeit lang. Im Moment funktioniert es auch ohne sie. In den vergangenen zwei Jahren haben wir im Augarten eigentlich keine massiven Beschwerden gehabt. Sollte es nötig werden, werden wir mit den Bundesgärten, die für die Einhaltung der Parkordnung verantwortlich sind, ein entsprechendes Einvernehmen im Interesse aller Stakeholder suchen und finden.
Zur Person: Der Hausmeister der Nation
Reinhold Sahl stammt aus der oberösterreichischen Gemeinde Neuhofen an der Krems und war dort viele Jahre lang Vizebürgermeister für die ÖVP. Seit 2010 leitet der in Wien die Burghauptmannschaft und ist damit „Hausmeister der Nation“, wie die Wiener Zeitung einmal schrieb. Denn vom Büro im Schweizerhof aus, dem ältesten Teil der Wiener Hofburg, verwalten der 63-jährige Sahl und sein Team insgesamt 440 historische Objekte auf rund 60 Liegenschaften, darunter die Bundesmuseen, Hofburg und Heldenplatz, den Maria-Theresien-Platz (bei der Jugend besser bekannt als „Zwidemu“) und eben auch den Augarten. Allerdings nur die Immobilien. Für die Grünflächen sind die Bundesgärten zuständig. Und die drei Sportplätze werden von einer Abteilung des Bildungsministeriums verwaltet.
Die nächsten Veranstaltungen im Atelier Augarten:
Vom 12. September bis 4. Oktober schlägt die Kunstreihe „The Future of Demonstration“ ihre Zelte im Atelier Augarten auf: Beim „Hothouse“ werden Künstler:innen, Aktvist:innen und Theoretiker:innen aus aller Welt den politischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen neuer Technologien auf den Grund gehen.
Link zum Programm: https://www.thefutureofdemonstration.net/hothouse/index.html
Von 13. bis 31. Oktober wird das re:pair-Festival im und rund um das Atelier Augarten unter dem Motto „Paradise Lost“ unser Verhältnis zur Natur thematisieren. Angeboten werden unter anderem „Biodiversitäts-Walks“ zum Kennenlernen von Wildkräutern und Bäumen oder Schul-Workshops in Kooperation mit der „City-Farm“.
Das genaue Programm gibt es hier: https://repair-festival.wien
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.
Talking loud, but saying nothing! Am Herrn Burghauptmann gleiten die Fragen wie auf einer mit Teflon beschichteten Pfanne ab. Alles ist bestens, Veränderunegn braucht es keine.
Schade finde ich nur, dass man hier unreflektiert ein angebliches Problem mit Hunden in den Raum stellt. Ein solches habe ich bisher noch nie wahrgenommen.
Als Belästigung finde ich vielmehr die zahlreichen Autos und LKWs, die den ganzen Tag über durch den Augarten fahren. Offenbar dürfen zahllose Bauingenieure, Mitarbeiter, Lieferanten, Gärtner etc. nach Belieben auf allen Wegen oft mit hoher Geschwindigkeit herumfahren. Dieses Verkehrsproblem in einem Park wurde aber nicht thematisiert. Schade.