Exklusiv: Große Mehrheit wünscht sich Umgestaltung der Taborstraße
Zu wenig grün, zu viel Verkehr: Mit der wichtigen Einkaufsstraße in der Leopoldstadt sind die Anrainer:innen sehr unzufrieden. Das zeigt eine neue Umfrage.
Text: Bernhard Odehnal

Ein „eher kritisches Stimmungsbild mit klaren Handlungswünschen“. Das ist kurz gefasst das Ergebnis einer Umfrage über den Zustand der Taborstraße. Durchgeführt wurde die Online-Umfrage in den vergangenen zwei Monaten im Auftrag des „Einkaufstraßenvereins Taborstraße – Karmelitermarkt“. Die Rohdaten und das Ergebnis liegen jetzt „Zwischenbrücken“ vor.
Die Taborstraße ist nicht nur eine der wichtigen Nord-Süd-Verbindungen in der Leopoldstadt, sie ist nach wie vor auch eine wichtige Einkaufsstraße. Im Gegensatz zur erst vor Kurzem umgebauten Praterstraße macht die Taborstraße allerdings einen eher heruntergekommen, vernachlässigten Eindruck. Die Gehsteige sind schmal, ein Großteil des Straßenraums gehört dem fließenden Verkehr und Autoparkplätzen. Es gibt kaum Schatten, keinen Grünraum, viele Billigläden und Leerstände.
Reges Interesse an der Taborstraße
Dass das Interesse an einer Veränderung dieser Situation groß ist, zeigt die rege Beteiligung an der Umfrage: 750 Personen haben Antworten gegeben, 73 Prozent von ihnen sagen, dass sie mit der derzeitigen Situation eher unzufrieden oder sehr unzufrieden sind. Sogar 80 Prozent sagen, dass die Taborstraße nicht mehr ihren Erwartungen an eine moderne Einkaufsstraße entspricht.
Bei der Frage, welche Veränderungen gewünscht werden, dominiert in den Antworten klar der Wunsch nach mehr Grün und mehr Bäumen mit 76,7 Prozent. 58,7 Prozent wünschen sich eine Verkehrsberuhigung, zum Beispiel durch eine Temporeduktion. Nicht mehr so klar beantwortet wird die Frage nach einem Radweg. 53,9 Prozent findet ihn notwendig. Es kamen aber auch etliche Stimmen, die einen Radweg auf der Taborstraße strikt ablehnen.

Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit dem Branchenmix sagen 53,6 Prozent der befragten Personen, dass sie eher oder sehr unzufrieden sind. Kritisiert wird die Anhäufung von „Ramschgeschäften“, Friseuren und Handyshops vor allem im nördlichen Teil der Taborstraße, ab der Oberen Augartenstraße stadtauswärts.
Gewünscht werden vor allem hochwertige, aber auch leistbare Modegeschäfte sowie klassische Kaffeehäuser und Wirtshäuser mit Schanigärten, aber auch konsumfreie Zonen.
Auch Bezirkspolitik wünscht Umgestaltung
Für den Obmann des Einkaufstraßenvereins Taborstraße – Karmelitermarkt, Stefan Nikl, zeigt das Ergebnis klar den erheblichen Verbesserungsbedarf aus Sicht der Bevölkerung. Der Wunsch nach Qualität sei omnipräsent, so Nikl: „Die Mehrheit der Befragten wünscht ein durchdachtes Gesamtkonzept, das auf Diversität, Qualität und soziale Aufenthaltsräume setzt.“
Der Umbau der Taborstraße war in der Leopoldstadt bereits Thema im Bezirkswahlkampf im Frühjahr. Die Grünen präsentierten ein Konzept, das teilweise eine Begegnungszone vorsieht. Bezirksvorsteher Alexander Nikolai erklärte vor den Wahlen im April im Gespräch mit Zwischenbrücken die Umgestaltung der Taborstraße zum großen Vorhaben für seine nächste Amtsperiode: Sie solle zur Einkaufsstraße werden, „in der sich die Menschen wohlfühlen“. Konkrete Pläne wurden bis jetzt allerdings nicht vorgestellt.
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Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.