Weil Werkstätten und ein altes Gasthaus abgerissen werden, wird die Leystraße für mindestens fünf Monate unterbrochen.
Text und Fotos: Bernhard Odehnal

Die Leystraße führt zwischen Innstraße und dem Nordbahnviertel zwar durch ÖBB-Gelände. In den vergangenen Jahren war diese Verbindung jedoch für Fußgänger und Radfahrer:innen geöffnet. Der Weg wurde dafür saniert und asphaltiert.
Nun ist er wieder zu. Für mindestens ein halbes Jahr. Denn die ÖBB reißen südlich und nördlich der Leystraße fast alle Gebäude ab, und für die Abbrucharbeiten wird der Weg vom 20. in den 2. Bezirk bis 2026 gesperrt.
Ärger zu Schulbeginn
Das Problem dabei: Es gibt keinen nahegelegenen Ersatzweg. Die Umleitung ist nicht nur dreimal so lang, sie führt über die stark befahrene Engerthstraße. Radfahrer:innen müssen diese Straße sogar zweimal queren, weil der Radweg auf der anderen Seite verläuft.
Besonders ärgerlich ist die Sperre für Eltern aus dem 20. Bezirk, deren Kinder im Nordbahnviertel in die Schule gehen. Für sie war die autofreie Leystraße ein sicherer und kurzer Schulweg. Der fällt nun ausgerechnet zu Schulbeginn weg.
ÖBB sorgen sich um Sicherheit
Die Pressestelle der ÖBB antwortet auf die Anfrage von „Zwischenbrücken“, dass es aufgrund der besonderen Gegebenheiten vor Ort leider nicht möglich sei, eine andere Wegführung zu realisieren. Alternativen seien sorgfältig geprüft worden, so die ÖBB. Doch „die Sicherheit der Passant:innen hat für uns oberste Priorität und kann bei einer alternativen Durchwegung auf dem ÖBB-Privatgrundstück nicht gewährleistet werden.“ Da sich die abzubrechenden Gebäude auf beiden Seiten der Leystraße befinden, sei der gesamte Bereich als Baustellenfläche notwendig.
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Die Bezirksvorstehungen der Brigittenau und der Leopoldstadt waren in die Entscheidung, die Leystraße so lange zu sperren, offenbar nicht eingebunden und wurden von den ÖBB vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Verbindung müsse sofort wieder geöffnet werden, fordert der Leopoldstädter Bezirksvorsteher-Stellvertreter Bernhard Seitz (Grüne): Für Schul- und Kindergartenkinder mit ihren Eltern sei der Weg essenziell: „Die Bedürfnisse der Bewohner:innen haben Vorrang vor der Baustellenlogistik“, so Seitz.

Die ÖBB übersiedelten ihre Werkstätten aus der Leystraße vor kurzem in ein neues Gebäude am Handelskai. An ihrer Stelle sollen Wohnhäuser gebaut werden. Südlich der Leystraße stehen noch die Reste des einst bekannten und beliebten Gasthauses „Zur Alm“. 2023 beendete ein Großbrand den Betrieb, seither steht die Ruine leer.
Das Gelände von hier bis zur S-Bahn-Trasse haben die ÖBB vor kurzem an die Stadt Wien verkauft. Hier plant die Magistratsabteilung 48 den neuen Mistplatz an der Freien Mitte (Zwischenbrücken berichtete).
Sperre bis 2026
Wie lange wird die Sperre der Leystraße nun dauern? Laut einer Informationstafel vor Ort bis Jänner 2026. Die Pressestelle der ÖBB schreibt jedoch, dass der Durchgang „voraussichtlich bis Frühjahr 2026 nicht möglich sein wird“.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.