Das sind die Gastropläne für das Atelier Augarten
Exklusiv: Das ehemalige Künstlerquartier soll bis 2027 zu einem großen Restaurant umgebaut werden. In der Nachbarschaft fürchtet man Lärm und Geruchsbelastung.
Text und Fotos: Bernhard Odehnal

Einen „neuen Kulturhotspot“ kündigte Burghauptmann Reinhold Sahl für das Atelier Augarten an. Nun sind erste Pläne öffentlich geworden, wie der lange leerstehende Gebäudekomplex im nordöstlichen Eck des Augarten in den kommenden Jahren umgebaut werden soll. Und da zeigt sich: Die ehemaligen Werkstätten und Wohnräume des Bildhauers Gustinus Ambrosi sollen auch zu einem gastronomischen Hotspot werden.
Drinnen und draußen über 140 Plätze
Ende April 2025 reichte die Burghauptmannschaft beim Magistratischen Bezirksamt die gewerberechtlichen Pläne für den Umbau ein. Seit vergangener Woche hängen Kurzbeschreibungen des Vorhabens in den Stiegenhäusern der Nachbarschaft aus. Der gesamte Akt kann im zuständigen Bezirksamt Favoriten eingesehen werden.
Die Unterlagen zeigen, wie umfangreich das Atelier umgebaut werden soll. Wo bis vor einigen Jahren das Restaurant „Die Au“ eher bescheidene Menüs in zwei Innenräumen und einer Terrasse anbot, sollen nach dem Umbau drei Innenräume und drei Terrassen mit über 140 Sitzplätzen gastronomisch bespielt werden: Das sind etwa doppelt so viele Plätze wie zuvor.
Zulieferverkehr bis 18 Uhr
Auf den Terrassen soll der Betrieb um 22 Uhr enden, in den Innenräumen um 2 Uhr. Zulieferung mit LKWs soll an Werktagen bis 18 Uhr möglich sein. Weil die heutige Küche und die Sanitäranlagen ungeeignet sind, wird komplett umgebaut: WC-Anlagen und eine Garderobe sollen in den Keller verlegt und die Küche im Erdgeschoß deutlich vergrößert werden.
Der erste Stock diente früher als Gastwohnung für Künstlerinnen und Künstler. Für den neuen Gastrobetrieb werden stattdessen Sanitäranlagen und Aufenthaltsräume für das Personal eingebaut. Der gesamte Umbau soll Ende dieses Jahres beginnen und 2027 abgeschlossen werden.

Die Einreichpläne sind so detailliert, dass der Eindruck entsteht, die Burghauptmannschaft habe für den erweiterten Gastrobetrieb schon einen Betreiber gefunden. Tatsächlich wird in der Einreichung die Firma eines prominenten Wiener Haubenkochs genannt. Freilich: Auf Nachfrage von „Zwischenbrücken“ erklärt die Firmenvertreterin, sie wisse nicht, wie der Name in den Akt komme. Sie habe nie Interesse am Atelier Augarten und niemals Kontakt zur Burghauptmannschaft gehabt.
Verpachtung wird öffentlich ausgeschrieben
Die Pressestelle der Burghauptmannschaft sagt dazu: Wie der Name der Firma in den Akt komme sei „gegenwärtig nicht nachvollziehbar“. Es gebe noch keinen Betreiber: „Die Neuverpachtung wird in nächster Zeit öffentlich ausgeschrieben, sodass allen InteressentInnen faire Bedingungen geboten werden können.“
„Zwischenbrücken“ hat Nachbarinnen und Nachbarn des Atelier Augarten in der Scherzer- und der Lampigasse zu den Gastro-Plänen befragt. Die Meinungen sind geteilt. Viele sind froh, dass das Gebäude nun wieder belebt werden soll und nicht mehr leer steht.
„Leider beinhaltet der Betrieb eines so groß dimensionierten Lokals sehr viel Potenzial für Konflikte“ (aus dem Brief von Anrainer:innen)
Es gibt aber auch Bedenken, dass der Gastrobetrieb für die sehr ruhige Umgebung zu groß und laut sein könnte. Und dass Lärm und Gerüche durch die deutlich größere Lüftungsanlage die Lebensqualität deutlich einschränken könnten.
Diese Bedenken haben Anrainerinnen und Anrainer in einem Brief an das Magistratische Bezirksamt formuliert. Der Betrieb eines so groß dimensionierten Lokals beinhalte „leider sehr viel Potenzial für Konflikte“, heißt es darin. Gefordert wird eine Verkleinerung der Gastrozone im Gartenbereich, eine Öffnungszeit bis 22 Uhr auch im Innenbereich sowie die Verkürzung der Zulieferzeiten.

Der Leopoldstädter Bezirksvorsteher Alexander Nikolai von der SPÖ hat zwar Informationen im Rahmen örtlicher Verhandlungen erhalten. Die konkreten Pläne würden aber derzeit noch nicht vorliegen. Für Nikolai ist es „besonders wichtig, dass die geltenden Lärmschutzvorgaben eingehalten werden und die Anwohnerinnen und Anwohner in der Umgebung nicht durch Lärm beeinträchtigt werden”. Auch müssten die eigenen Regelungen der Öffnungszeiten im Augartenpark „sorgfältig geprüft werden“.
Der grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Bernhard Seitz würde eine Erweiterung der Gastronomie begrüßen, „sofern sie mit den Bedürfnissen der Anrainer:innen und der Umwelt im Einklang steht“. Er sei jedoch „gegen exklusive Gastro-Konzepte, die den öffentlichen Zugang einschränken oder den Charakter des Areals als Erholungsraum gefährden“, sagt Seitz. Die Angebote sollten „Teil eines lebendigen, offenen Kulturraums werden“.
Ein Museum für Arik Brauer
Die große Wandelhalle sowie das ehemalige Museum des Bildhauers Ambrosi sollen wieder für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Dafür hat die Burghauptmannschaft allerdings noch kein Konzept veröffentlicht. Bekannt ist nur, dass der 2021 verstorbene Universalkünstler Arik Brauer hier ein eigenes Museum bekommen soll.
Für diesen Sommer hat ein Beirat unter der Leitung von Danielle Spera ein Pop-Up-Programm erstellt, das am 8. Mai mit einer Buchpräsentation begann (Zwischenbrücken berichtete). Demnächst werden Studierende der Angewandten in der Wandelhalle ihre Fotoarbeiten zeigen. Das Programm für die Sommermonate Juli und August steht hingegen laut Webseite der Burghauptmannschaft immer noch nicht fest.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.