„Zwischenbrücken“ im Video: Wie sich Wiens flachster Bezirk zu einem Paradies des Klettersports ohne Seil entwickelt
Text: Leila Renn, Bernhard Odehnal
Auf der ganzen Fläche von 5,6 Quadratkilometer gibt es einen einzigen Hügel. Und er ist nicht mehr als 20 Meter hoch. Die Brigittenau ist also wirklich flach. Brettleben. Dass sich ausgerechnet dieser Bezirk zu einem Kletterzentrum in der Stadt entwickelt, ist also eher überraschend.
Wobei die Puristen hier sofort einwenden werden: Es geht ja gar nicht um „klettern“. Sondern um „bouldern“. Und das bezeichnet das „Klettern ohne Seil in Absprunghöhe“. „Boulder“ ist eigentlich das englische Wort für Felsbrocken, aber in der auf Sumpf gebauten Brigittenau gibt es auch weit und breit keine Felsen. Gebouldert wird hier in Hallen, auf Holzwänden, in die verschiedenförmige Griffe geschraubt werden.
Absturz auf die Matte
Gesichert ist man dabei nicht durch ein Seil oder einen Klettergurt, sondern nur durch besonders weiche Matten auf dem Boden. Wer will, „kann jederzeit abspringen, oder auch abstürzen“, erklärt Thomas Stoll. Er leitet die „Boulderbar“ beim Hannovermarkt. Sie wurde 2012 eröffnet und ist seither ein fixer Treffpunkt der Wiener Boulderszene.
Vor kurzem hat sich jedoch eine zweite Boulderhalle in der Brigittenau etabliert. Keine 10 Fußminuten von der Boulderbar entfernt liegt das „Flash“. Sechs Gesellschafterinnen und Gesellschafter der Halle suchten jahrelang einen geeigneten Platz, bis sie ihn in einer alten Gewerbehalle nahe des Nordwestbahnhofs fanden. Die Boulderbar sei nahe, gibt Yvonne Biering zu, „aber es gibt unheimlich viele Leute, die bouldern wollen und da dachten wir, es ist vielleicht gar nicht so schlimm, wenn wir nahe sind“.
Bewegliche Überhänge
Biering ist hauptberuflich Architektin, doch ihre Leidenschaft ist das Bouldern. Ein „Flash“ bedeutet im Bouldern, dass man eine Route vom Start ganz unten bis zum „Top“ ganz oben in einem Durchgang schafft. Wobei die Boulder-Expertinnen im Team von „Zwischenbrücken“ behaupten, dass die Routen im „Flash“ noch schwieriger als jene in der Boulderbar seien. Und die sind schon schwer genug.
Spezialitäten im „Flash“ sind das Kilterboard und das Woodsboard. Das sind zwei Kletterwände, die sich hydraulisch zwischen 20 und 70 Grad kippen lassen. Wem also gerade Wände schon zu langweilig sind, der kann sich an Überhängen versuchen, seine eigene Routen erfinden und diese dann auf einer eigenen App eintragen.
Bouldern auf YouTube
Ihr größter Wunsch, sagt Yvonne Biering, sei, „dass hier eine gute Community entsteht, dass man hier Leute trifft, mit denen man trainieren und tüfteln kann – und sich anschließend noch auf ein Bier zusammensetzt“.
Wie Bouldern in der Praxis aussieht und was den Charme der Brigittenauer Boulderszene ausmacht, das haben wir in einem Video für den neuen YouTube-Kanal von „Zwischenbrücken“ dokumentiert: https://www.youtube.com/watch?v=BO4tGj3vg-Y
Weitere Links:
https://www.dasflash.at
https://boulderbar.net/standorte/wien-hannovergasse/

Leila Renn
Leila Renn studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien. Danach arbeitete sie unter anderem als Kulturredakteurin und Podcastproduzentin für das Lokalradio der Uni Leipzig und war zuletzt als Videojournalistin bei „Puls4“ für das preisgekrönte Nachhaltigkeitsmagazin „Klimaheld:innen“ zuständig.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.