Was plant Wiens Regierung für den 2. und 20. Bezirk?
Auf 191 Seiten präsentiert die Stadtkoalition von SPÖ und Neos ihr neues Programm. Auch die Umgestaltung der Wallensteinstraße, der fehlende Mistplatz oder das Nordwestbahnviertel kommen darin vor.
Text: Naz Küçüktekin

Unter dem Titel „Aufschwungkoalition“ wollen SPÖ und NEOS in den kommenden fünf Jahren die Stadt gestalten. Im 191 Seiten starken Regierungsprogramm finden sich auch Ankündigungen und teils auch lose Ideen für die Leopoldstadt und die Brigittenau.
Wallensteinstraße: Kommt endlich Bewegung rein?
Im Rahmen des Programms „Raus aus dem Asphalt“ will Wien in den nächsten Jahren vermehrt auf Entsiegelung und Begrünung setzen. Auch die Wallensteinstraße wird darin genannt – eine der zentralen Verkehrsachsen in der Brigittenau, deren Umbau seit Jahren gefordert wird. Zuletzt im Frühjahr 2024, als eine Bürger:innenbefragung durchgeführt wurde, um Anrainer:innen in die Planung einzubeziehen. Danach herrschte lange Stillstand – die Ergebnisse der Befragung wurden erst ein Jahr später, nach öffentlichem Druck, veröffentlicht (wir berichteten). Nun soll, so das Regierungsprogramm, auf dessen Grundlage die Attraktivierung der Straße vorangetrieben werden. Wie und wann genau das geschehen soll, wird jedoch nicht näher ausgeführt.
Grüne Achse zwischen den Bezirken
Ebenfalls vage wird ein Vorhaben beschreiben, dass im Sinne des im „Wien-Plan“ verankerten Freiraumnetzes angekündigt wird. Damit sollen künftig Grünraumverbindungen zwischen Parks und Wohngebieten geschaffen werden. Auch für den 2. und 20. Bezirk ist eine solche grüne Achse vorgesehen. Wo und wie, wird im Regierungsprogramm jedoch nicht verraten.
Begrünung im Nordbahnviertel
Konkreter sind die Pläne für das Nordbahnviertel: Das Stadtentwicklungsgebiet auf dem ehemaligen Areal des Nordbahnhofs soll „nachbegrünt“ werden. Acht Straßenzüge sollen laut Regierungsprogramm „klimafit“ gestaltet werden.

Darüber hinaus ist ein Biodiversitäts- und Artenschutzkorridor geplant, der die Areale Nordwestbahnhof, Nordbahnhof und Augarten miteinander verbinden soll. Kleine, verstreute Grünflächen – sogenannte Trittsteinbiotope – sollen dabei ein Netzwerk für Flora und Fauna bilden. So will man der zunehmenden Verdrängung von Tier- und Pflanzenarten in der Stadt entgegenwirken.
Genusshalle, Volkertmarkt, Donaukanal
Der Nordwestbahnhof wird zudem als möglicher Standort für eine neue „Wiener Genusshalle“ genannt – eine Art Food Hall nach internationalem Vorbild. Konkrete Angaben dazu fehlen aber.
Mehr Informationen gibt es zum Volkertmarkt, der nach dem Vorbild des Floridsdorfer Schlingermarkts modernisiert werden soll. In Floridsdorf wird seit März 2024 unter anderem eine neue Pflasterung verlegt, Grünoasen entstehen und eine begrünte Pergola mit Photovoltaikmodulen wird errichtet. Für den Volkertmarkt kündigt das Regierungsprogramm einen verbesserten Warenmix und neue Events an – welche genau, bleibt offen (mehr zum Umbau des Volkertplatzes hier).

Auch entlang des Donaukanals sind weitere Investitionen geplant. Auf Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses sollen konsumfreie Aufenthaltsräume entstehen. Besonders zwischen Augartenbrücke und Verbindungsbahnbrücke sind Aufwertungen vorgesehen – etwa durch Entsiegelung, Begrünung und eine bessere Trennung von Rad- und Gehwegen. Dieses Prinzip wurde bereits zwischen Salztor- und Marienbrücke umgesetzt. Anschließend soll der Abschnitt am linken Ufer bei der Aspernbrücke, gegenüber der Urania, folgen.
Neuer Mistplatz – mit altem Widerstand
Ein weiteres Vorhaben betrifft die Müllentsorgung in der Leopoldstadt und Brigittenau: Seit der Schließung des Mistplatzes in der Dresdner Straße 2020 fehlt eine wohnortnahe Möglichkeit zur Abgabe von Sperrmüll. Nun soll ein neuer, sogenannter Grätzlmistplatz in der Innstraße entstehen. Wie Zwischenbrücken berichtete gibt es gegen den Standort jedoch Bürger:innenproteste.
Naz Küçüktekin hat journalistische Erfahrungen unter anderem bei Kurier, Profil und Biber gesammelt. Sie lebt in der Brigittenau hat mehrere Preise gewonnen, unter anderem den Wiener Journalismus-Gesundheitspreis.